Joana Dietz: Danke schön. Jetzt sehen wir hier schon die fertigen Produkte. Aber den Produkten liegt ja immer eine Idee zugrunde, die weit, weit vorne anfängt. Und da haben wir gedacht, vielleicht, Fabiola magst du mal anfangen zu erzählen. Wie kommt man denn auf die Idee, Seidenraupen Puppen weiter zu verwenden? Die Idee ist ja vielleicht auch nicht am Frühstückstisch entstanden, sondern wie kommt man denn dazu?
Fabiola Neizel: Ja, gute Frage. Also ich habe mich schon lange für alternative Proteinquellen interessiert. Also da sind wir hier ja in der Runde auch nah beieinander. Ich habe im Bachelor Lebensmittelmanagement studiert. Ähm, ja, als ich das studiert habe, da gab es eigentlich noch nicht so viel mit Insekten, Das war gerade erst am Aufkeimen. Beziehungsweise man konnte da noch. Man konnte das noch nicht an der Uni oder in der Ausbildung lernen. Ich habe dann erstmal mich für pflanzliche Proteinalternativen interessiert und informiert und dieses Insektenzuchtthema aber nie so aus den Augen gelassen und konnte dann aber doch da das eine oder andere Praktikum in einer Insektenzucht ergattern und Abschlussarbeiten in dem Bereich machen. Und ja, ja, darüber kam ich dann auch nach Gießen, weil hier wurde der erste Studiengang Insekt, Biotechnologie und Bio Resources eingeführt. Das habe ich so auf den letzten Drücker gesehen und noch per Express drei Tage vor Bewerbungsschluss eine Bewerbung da hingeschickt. Er hat dann letztendlich auch geklappt. Ich bin dann hier fürs Studium hingekommen und ja, konnte mich dann richtig dem Thema Insekten Protein widmen. Und während dem Studium hat sich dann tatsächlich auch die Idee für mein Startup entwickelt.
Joana Dietz: Mega Danke, würde ich mal wieder sagen. Props an Gießen. Schön, dass wir dich gewonnen haben. Dann würde ich direkt weitergehen. Vielleicht zu Florian zum Bier. Wir haben ja eben schon gehört, es gab da mal so einen Kurs. Wie ist es denn da entstanden? Wie kam man auf die Idee zu sagen Wir machen das jetzt noch mal anders, wir machen es neu?
Florian Viereck: Ja, das war tatsächlich auch eine Bier-Idee. Also es klingt.
Joana Dietz: Dachte ich mir schon so.
Florian Viereck: Was viel mit Biertrinken zu tun. Wir haben unserem vierten Mann mal einen Braukurs geschenkt, wo man einfach nur hingeht und lernt, wie man Bier baut. Das hat dann ganz gut gefallen und dann wollten die das ein bisschen ausbauen, haben sich einen Kochtopf gekauft und im Keller damit angefangen und saßen dann tatsächlich irgendwann in dem Biergarten, den wir jetzt mittlerweile betreiben und haben in einer Bierlaune beschlossen, dass sie sich einen Feuerwehrwagen kaufen. Ja und in diesen Feuerwehrwagen kam dann das ganze Sudhaus rein. Also das war dann eine mobile Brauerei sozusagen, die man irgendwo hinfahren konnte und irgendwo Bier herstellen konnte. Aber natürlich auch vor Ort. Fast Forward. Es kam Corona, wie jeder mitgekriegt hat. Das war zwei Jahre dunkel, dunkel und dann war gab es ja keine Märkte mehr, Veranstaltungen und sonst wo, wo man das hätte hinbringen können. Und dann musste das eben schnell in die Flasche und in Läden, weil sonst dieses bis dahin war es eigentlich mehr so ein selbst tragendes Hobbyprojekt schon wieder gestorben wäre. Also eigentlich kann man sagen, ohne Corona wäre Oktobräu ja gar keine richtige Brauerei geworden.
Joana Dietz: Etwas Gutes also.
Florian Viereck: Was Gutes durchaus. Und ich selbst bin auch auf Umwegen. Ich habe VWL und Agrarwissenschaften studiert und habe dann, nachdem ich hier auch in Gießen. Ich bin auch so nach Gießen gekommen, auch wegen der Uni tatsächlich. Und als ich dann fertig war, habe ich in der Brauerei in Baunatal angefangen zu arbeiten und bin dann so in dieses in dieses Gewerbe reingekommen und bin dann nach Jahren noch auf die Meisterschule nach München gegangen und habe dann eine Brauerei in der Schweiz geleitet und bin dann aber auch wegen Corona wieder hierher gekommen, weil ich nicht mehr pendeln konnte. Die Grenzen waren ja zu. Das klingt jetzt erstmal wie ein Nachteil, hat aber dazu geführt, dass wir dann im weiteren Verlauf uns alle zusammentun konnten und jetzt eine richtige Braustätte, eine neue bauen oder nächste Woche fertig sind und einen eigenen Biergarten betreiben. Und aus dem sich selbsttragenden Hobbyprojekt, dank Corona Zufall, will ich mal sagen, gehören noch mehr Dinge dazu. Aber das war der entscheidende Weichenstellung. Weg. Jetzt sind das wir Mittelhessen. Mit einer Brauerei ausstatten können und dafür sorgen können, dass die Leute auch leckeres Bier trinken können.
Joana Dietz: Das ist doch super. Wo? Vielleicht, damit es die Zuhörer zu Hause auch wissen. Wo ist denn dann der Biergarten? Wo kann ich da hinkommen?
Florian Viereck: Hin? Der ist gegenüber vom Schlachthof, direkt an der Lahn. Da ist so eine Terrasse, da kann man sich draufsetzen. Das ist unser Biergarten, Steht auch ganz groß Biergarten dran. Man findet ihn natürlich auch bei Google Maps usw.
Joana Dietz: Okay, super perfekt. Ihr habt jetzt auch beide schon so von der Region gesprochen. Ich habe bei euch mal auf der Webseite gelesen. Ihr habt geschrieben, ihr bestrebt die traditionelle Bierkultur mit kleinen Brauereien in der Region wieder zu erwecken. Was findest du denn hier an der Region so spannend? Es ist einfach, weil Gießen so cool ist. Oder ist Mittelhessen einfach eine gute, gute Stätte, um Ideen weiterzuentwickeln, um Bier zu verkaufen?
Florian Viereck: Also ich selber kommen eigentlich aus Kassel, das ist nicht so weit weg. Danach war ich in Darmstadt, das ist auch nicht so weit weg. Und dann bin ich in die Mitte davon gezogen. Ich mag mein Bundesland, aus dem ich komme. Ich war schon an vielen anderen Teilen auf dieser Welt, aber ich finde es hier auch ganz schön einfach. Also auch allein schon landschaftlich ist es hier ganz schön. Und ja, für mich ist es Heimat und die Art und Weise, wie die Leute hier sind. Ich kann mich damit gut connecten und viele Leute kennenlernen. Und außerdem sind wir ja hier in Gießen. Drumherum ist relativ wenig. Es ist alles relativ ländlich und Gießen und Marburg sind so ein bisschen so die lokalen Zentren und man trifft hier sehr viele interessierte Leute. Es gibt große Universitäten, Gründungszentren und so, wenn man möchte, und wenn man inspiriert ist, kann man hier relativ viele Ressourcen finden, die man so braucht, und Ideen finden und sich mit anderen Leuten zusammentun.
Joana Dietz: Super, Danke schön! Dann würde ich jetzt noch zum Dritten Produkt kommen. Genau. Also, Manuel, Danke Auch bei dir spannend. Wie kommt man denn auf die Idee, Lebensmittel neu zu denken? Würde ich es mal nennen.
Manuel Süßkowsky: Am Ende des Tages war es auch eine Bierlaune.
Joana Dietz: Bier verbindet.
Manuel Süßkowsky: Bier verbindet. Bier und Herzschmerz. Max, der das Produkt, der kommt aus der Sternegastronomie als Koch. Und der hat das so vor sich hin entwickelt über viele Jahre. Wir kennen uns schon lange gut und hätten uns immer mal wieder gezeigt und das war echt scheiße. Das Produkt war eigentlich nicht genießbar, was er da versucht hatte und er ließ sich aber davon auch nicht abbringen vom negativen Feedback. Und er brauchte insgesamt fünf Jahre und irgendwann war es richtig gut. Und dann waren wir auch auf einem Startup Event in Frankfurt auf dem Impact Festival. Und Max hatte so ein bisschen Herzschmerz zu der Zeit und er brauchte Betreuung. Und ich war da und ich sagte Max, es gibt keinen Türsteher mehr, Das Bier ist umsonst, kommt vorbei. Und dann hatten wir einen Typen getroffen, den Felix, der während meines Vortrags da ultra ätzende Fragen gestellt hatte, weil der Maschinenbauer ist und ich konnte die nicht beantworten. Gut. Dann hab ich gesagt Komm, wir treffen uns danach auf ein Bierchen. Und dann kam Max dazu. Und dann erzählten wir ein bisschen von unserer Idee oder von Max Idee. Und dann sagte der Veranstalter, der auch schon in der Bierlaune war, dann Er ist ja mega geil, da gibt es morgen auf der Bühne fünf Minuten vor dem Main Act, könnte man erzählen oder so. Ja, machen wir geil. Aber es gab ja nichts. Es gab nur diese Idee und ein paar Prototypen im schimmeligen Keller.
Sarah Kreker: Da ist der Keller wieder.
Manuel Süßkowsky: Ja, da ist der Keller wieder. Und dann war es einfach sehr, sehr, sehr viel Zufall. Das muss man auch ehrlicherweise sagen, dass da irgendwie von einer großen Rheinhessen Bäckereikette da der Geschäftsführer war und der sagte Hey, das ist ja mega geil, er ist ja genau, was wir brauchen. Und der hatte dann im Endeffekt direkt an dem Abend zugesagt, dass sie das mit uns launchen wollen. Wir hatten aber keine Produktion, wir hatten kein Produkt, gar nichts. Und der hatte dann gesagt, die haben eine neue Filiale, macht bei uns auf. Da geht er rein wie so einen kleinen Flagshipstore. Klar, kein Problem. Und dann war es im Endeffekt der gute deutsche Bauverzug, der uns den Arsch gerettet hat. Okay, dann hatten wir noch mal insgesamt neun Monate in so einigermaßen gelenkte Bahn zu bekommen.
Joana Dietz: Super spannend. Da hat er auf jeden Fall viel Glück auch dabei gespielt. Aber ist ja super, wenn so was bei entsteht. Und jetzt haben wir eben schon was gehört von Rinderzerlegebetrieb. Vielleicht, weil ihr habt ja gar nichts mit Fleisch zu tun bei eurem Produkt. Wie kommt man dazu?
Manuel Süßkowsky: Genau. Also wir haben dann so peu a peu die Mengen gesteigert, werden erst bei einem veganen Metzger in Frankfurt produziert. Und dann haben wir gesagt okay, wir brauchen mehr Menge. Und dann haben wir jetzt so die Suche, also wir kommen halt aus Frankfurt. Und dann haben wir halt so die immer gut Suche immer so fünf Kilometer mehr Radius gemacht und es gab halt nichts, weil wir haben eine Pilotanlage für unseren Verfahren gebaut, weil das geht halt nicht wie beim Fleisch. Also Gemüse ist schwierig. Es ist wirklich. Gemüse ist zum Verarbeiten eigentlich der Horror. Aus ganz vielen Gründen. Was die Mikrobiologie angeht Und wir haben dann immer weiter gesucht. Dann haben wir irgendwann einen Ex Rinder zerlege Betrieb hier drüben im wunderschönen Bibertal gefunden.
Joana Dietz: Ach, die Region ist so schön hier.
Manuel Süßkowsky: Wirklich Bifertal. Also wir hatten vorhin die These Bibertal, bekannt für Blutegel, Zucht und den Orionversand in unserem Gewerbegebiet. Und da gab es noch einen Rinder zerlege Betrieb, der aber gerade eingestellt wurde und der war für uns dann perfekt.
Joana Dietz: Super. Klingt super spannend. Danke schon mal alle für die Idee, wie es dazu kam. Sarah, magst du dann weitermachen?
Sarah Kreker: Ja, ich wollte gern mal bei dir nachhaken. Fabula, du kommst Ja. Hast du auch schon gesagt, aus der Wissenschaft der Forschung? Du konntest die Labore sicherlich nutzen, um dein Produkt auch weiterzuentwickeln. Mich würde aber so interessieren. Ab wann wusstest du eigentlich, das geht jetzt wirklich auf? Ich habe da ein funktionierendes Geschäftsmodell.
Fabiola Neizel: Ha, gute Frage. Also eigentlich würde ich sagen erst so ungefähr seit diesem Jahr. Also gegründet habe ich Anfang 2021. Und ja, wenn man so eine Gründung anstrebt, dann macht man sich typischerweise viele Gedanken. Wie soll denn das Geschäftsmodell aussehen? Man macht einen Businessplan. Wann plant man denn Umsätze, Wie kommt Geld wieder rein? Wie viel Geld braucht man als Startkapital? All das haben wir natürlich auch gemacht. Und dann hat man ein schönes Blatt Papier, auf dem steht Ja klar, im ersten Jahr machen wir Umsatz. Also, wenn man sich so zurückerinnert, also Corona gab es schon, aber also erstes Corona hatten wir schon so hinter uns 2020 dachten so ja gut, lief ja alles in Wellen. Ja, wird jetzt schon mal langsam wieder okay sein. Ja, dann Anfang 2021 gegründet und dann ging es aber erst so richtig los. Also wir haben die volle Breitseite noch abbekommen. Das ging tatsächlich los. Also unsere Verarbeitung findet in Indien statt und unser Sourcing. Wir haben hatten zu Beginn einen indischen Seidenexperten mit an Bord, der vor Ort sich ganz gut auskannte und ihm also circa drei Monate nach Gründung ist dann in Indien die Hölle auf Erden ausgebrochen mit Corona. Und dann ist tatsächlich innerhalb von wenigen Tagen unser Mitgründer erkrankt und dann tatsächlich auch an Corona verstorben. Also das war der erste krasse Tiefschlag, wo wir natürlich schon dachten so, okay. Wow, ganz schrecklich, was da gerade passiert und jetzt können wir eigentlich gleich wieder zumachen. Ähm, ja, in Indien war dann auch erstmal das komplette Land im Krisenstatus. Also kompletter Lockdown, Da war gar nichts möglich. War ja auch nicht absehbar, wie lange das alles geht. Und das war dann schon drei Monate nach Gründung der Punkt, wo man dachte, jetzt kann man es gerade wieder an den Nagel hängen.
Sarah Kreker: Was hatte dich motiviert, trotzdem weiterzumachen?
Fabiola Neizel: Ja, also ich sag mal so die Gründung hat lange gedauert, allein schon, bis irgendwelche Briefe vom Rathaus zum Büro kamen. Also ich weiß nicht, wie lange dann wieder eine Einstellung gedauert hätte. Also das Geschäft wieder aufzugeben. Jetzt hatten wir es ja dann mal. Ich habe mich dann zunächst mal in China umgeschaut und da neue Kontakte aufgebaut. War natürlich auch schwierig, weil wir konnten ja nicht reisen und nichts. Wir waren dann halt so dabei, haben mal geschaut, wie das sich alles entwickelt. Wir hatten ja ständig die Hoffnung, dass es ja doch auch wieder besser werden wird. Es haben sich dann auch tatsächlich auch viel später der Zufall neue Kontakte wieder ergeben in Indien, was uns auch ermutigt hat, da weiter dran zu bleiben. Irgendwann konnte man dann in Indien auch wieder produzieren. Es ging dann langsam wieder los. Dann waren aber kam das nächste, dass die Containerpreise extrem hoch waren. Also vielleicht haben das auch manche so in den Medien mitbekommen. Die Containerschiffe haben sich also vor den Häfen gestaut, die Preise waren auf zehnfachen Niveau und mehr. Das war für uns dann auch kein guter Einstieg szeitpunkt. Also wir waren dann auch schon auf den ersten Fachmessen, hatten noch außer Prototypen keine Produkte. Aber da war dann tatsächlich auf der ersten großen Fachmesse, wo wir teilgenommen haben, war so ein überwältigendes Feedback, obwohl wir noch nichts hatten, außer ein paar Flyer und ein paar Prototypen, dass es uns noch mal so eine Motivation gegeben hat, da dranzubleiben.
Fabiola Neizel: Also wir waren im hinterletzten Eck von dieser Riesenmesse an so einem kleinen Start up stand und wir wurden überlaufen. Also alle, also bis hin zu Weltkonzern. Ich will hier keine Namen nennen, die sind, die haben fünf Mal die Leute bei uns vorbeigeschickt. Wir dachten, das gibt's ja nicht. Also da müssen wir ja was auf der Spur sein. Und ja, so sind diese Auf und ABS. Also dass man dann doch immer mal wieder so eine Motivation bekommt und Interesse bekommt und denkt so ja, trotz aller Widrigkeiten, irgendwo scheinen wir da der richtigen Sache auf der Spur zu sein. Und jetzt machen wir da mal weiter. Und ja, also tatsächlich, da gab es noch einige Auf und ABS in der Zwischenzeit, aber toi, toi, toi. Also seit diesem Jahr würde ich mal sagen, ich weiß nicht, was ich anders mache, aber endlich funktionieren mal Sachen. Container kommen an, Briefe kommen an und jetzt sind wir auch in größeren Mengen auf dem Markt, dass ich mal sagen kann ja, mal das erste Mal, dass man so ein bisschen durchschnaufen kann.
Sarah Kreker: Also die Lieferkette in Indien Gießen ist erfolgreich aufgebaut.
Fabiola Neizel: So weit, so gut. Bis das nächste Schiff in irgendeinem Kanal stecken bleibt. Wir werden sehen. Aber aktuell läuft's.
Joana Dietz: Ich glaube, ihr seid auch einfach ein super Beispiel. Wenn ich mich richtig erinnere, habt ihr 2019 schon bei ersten Wettbewerben mitgemacht. Ihr habt am Anfang schon so viel super Feedback bekommen und Preise abgeräumt. Zum Glück. Ich glaube, das war einfach guter Mut und gutes Feedback, was euch auch geholfen hat, durch die schwere Zeit immer wieder durchzukommen.
Fabiola Neizel: Wahrscheinlich absolut. Also auch jeder Wettbewerb überall wo man teilnimmt, wo man mit Leuten im Austausch ist, hilft einem dabei, die Idee weiterzuentwickeln oder das besser rüberzubringen. Also ist ganz, ganz wichtig. Ich kann nur sagen Übung macht den Meister. Und ja, man hat halt irgendwie eine Idee im Kopf und muss dann erst mal schauen, wie kann man das dann transportieren, dass andere davon auch begeistert werden?
Sarah Kreker: Manuel, bei euch ist so eure Zielgruppe, oder? Die Abnehmer sind hauptsächlich die Gastronomie. Was sind denn für euch so die entscheidenden Einstiegspunkte in diese Szene gewesen?
Manuel Süßkowsky: Also wir machen Gastronomie, so ein bisschen aus der Not geboren. Also normalerweise würde man ja sagen, okay, das macht ja super Sinn. Das in Supermarkt zu packen, kriegen wir auch total viel Anfragen für. Aber es verhält sich halt nicht wie Fleisch und wir müssen gerade, was so Schneideverpackungstechnologie angeht, einfach noch super viel Zeit investieren bis das kommt und man hat gesagt okay, dann machen wir halt Gastro. Das ist schon was ganz anderes und das machen wir primär einfach selber machen. Gar nichts. Eigentlich. Es ist eher so World Food. Die ist dann die Formulierung dafür, dass man nichts macht. Und das sehen einfach viele Gastronomen dadurch, dass es woanders eingesetzt wird. Dann waren wir ganz am Anfang in einem Sternerestaurant auf der Karte und dann sehen alle so okay. Krass. So schlecht kann es nicht sein. Und dann wird es ausgetestet. Das ist so ein bisschen langsamer Ansatz, aber das geht dann so Stück für Stück auf Empfehlung voran.
Sarah Kreker: Aber genau das. Wie seid ihr in dieses erste Sternerestaurant reingekommen?
Manuel Süßkowsky: Ja, also wir wohnen ja alle in Frankfurt und wir kennen da halt einfach viele Leute. Und dann fängt man da im ersten Restaurant an, fragt Wen kennen die? Und es ist halt Klinkenputzen. Also wirklich ganz viele Leute auf einen Kaffee treffen, da mal vorbeigehen und zur Not einfach so wie hier. Dann haben wir halt einfach ein paar Muster dabei, gehen bei den Leuten rein. Ist ja meistens auch ein nettes Setting, fragen mal, wo der Küchenchef ist und dann wird es einfach mal gezeigt und probiert. Also es ist ja ein Produkt, was man relativ gut erfahren kann und dann geht das eigentlich ohne Probleme. Es ist aufwendig auf die Weise.
Sarah Kreker: Und was würdest du sagen, war die größte Herausforderung in euren ersten Gründungsjahren oder den ersten zwei.
Manuel Süßkowsky: Also von vorne bis hinten ist es Produktion. Also ich bin immer neidisch, wenn ich irgendwo höre, dass man Produktion woanders machen kann. Es ist wirklich schrecklich. Also es ist richtig schlimm. Also da Felix dann später im Podcast nicht hören, das müssen wir rausschneiden, dass ich gesagt habe, der mag das, aber ich finde das einfach schrecklich. Man hat nur Probleme und so richtig wird es auch nicht gedankt, wenn es gut geht, weil das ist ja der Default Case bei Lebensmitteln. Also von daher da wirklich ein neues Produkt entwickeln zu vermarkten, aber zeitgleich irgendwie auf die Kette zu bekommen, ein sicheres Lebensmittel herzustellen auf der Skala, wo man das gerne machen möchte. Das ist halt ehrlicherweise bei uns die die Herausforderung.
Sarah Kreker: Und bis heute oder seit ihr.
Manuel Süßkowsky: Komplett. Ich komme gerade aus der Produktion, ich bin gleich wieder in der Produktion und ja und ich versuche zum Bergkonzert wieder da zu sein.
Sarah Kreker: Ja, Fabula.
Fabiola Neizel: Also wenn ich da kurz einhaken darf. Ihr habt zwar den Rinder zerlege, betrieb den ehemaligen, aber wir haben in Indien dafür haufenweise Rinder, die auf der Straße rumlaufen. Und wenn es Monsun ist, dann ist halt die Straße zum Hafen auch mal überflutet. Also auch in Indien gibt es so manche Herausforderung, kann ich dir versichern.
Manuel Süßkowsky: Wir haben ja die Blutegel Farm schon. Also wenn du kannst gerne im Tal dich noch mal umschauen. Also da ist auch noch ein bisschen Platz, soweit ich das einschätzen kann. Und es gibt eine ganz nette Bürgermeisterin, die sich mit Sicherheit freuen würde.
Sarah Kreker: Florian Dann mal zu Octoproy Also seit 2018 wächst ihr ja so kontinuierlich. Was wird sozusagen. Sind bei euch so die größten Herausforderungen, wenn das eigene Unternehmen wächst? Dass das die sind, dass die Produktion, die Finanzierung, der Vertrieb?
Florian Viereck: Also ich sag mal so uns trägt die Leidenschaft, weil wir ja alle was anderes hauptberuflich eigentlich machen und das alles in der Freizeit und am Wochenende stattfinden muss. Und es ist je mehr wir machen, desto zeitintensiver wird das also. Am Anfang war das Ja. Mussten wir bekannter werden. Auf dem Markt stehen, samstags auf Messen fahren und dann so wie du gerade meintest, Klinkenputzen. Einfach die Leute finden, die das dann auch verkaufen und einen gewissen Multiplikatoreffekt damit erreichen können, dass es jemand anders kennengelernt. Das dauert. Das ist alles sehr zeitaufwendig. Und da wir von Zeit grundsätzlich quasi nichts mehr übrig haben, weil wir ja alle schon was anderes arbeiten, ist das immer der größte Punkt. Und auch heute ist es noch so, dass wir ganz viele Sachen gerne noch machen würden, die wir dann leider absagen müssen, weil wir nicht genügend Ressourcen in Form von Zeit haben, um das alles umzusetzen. Wir haben schon auch Leute, die uns helfen, auch Aushilfen, die wir tatsächlich bezahlen für Veranstaltungen und so, aber das ist eigentlich der größte Punkt, da wir dadurch, dass wir ja alles machen, also nicht nur Zeit, sondern auch Muskelkraft da rein stecken. Also wir sind alle ganz gut technisch versiert oder vom Fach, wir bauen diese ganze Anlage selber ein, haben die selber abgebaut und gut sind. Tieflader hat jemand anders gefahren, das war eine Spedition, aber das machen wir dann auch alles selber, weil das ja dann auch immer ein Frage ist, was kostet einen das alles? Und Finanzierung ist auf jeden Fall bei uns auch das wichtigste Finanzierungsinstrument.
Sarah Kreker: Einfach haben. Weiterhin noch ein Thema. Du hast es schon angesprochen. Genau. Trotz Wachstum ist auch noch die Reihe bei euch einfach in der DNA. Ja und genau, ihr baut ja gerade so einen Produktionsstandort noch mal neu aus, um halt eben auch eine größere Bierproduktion zu garantieren, wie ich verstanden habe und was ich aber auch verstanden habe, dass dieser Ort gar nicht so ausgestattet war, wie ihr das braucht. Wie habt ihr denn das nötige Equipment organisiert dafür? Wie habt ihr den.
Florian Viereck: Aufbau war Wir hatten es vorhin von Glück und Zufall, der gehört immer dazu. Ja, wir haben letztes Jahr eine Brauerei in Heilbronn aufgekauft. Das war eine Gasthaus Brauerei. Der hat einfach sein Geschäft aufgegeben. Wir sind dahin gefahren und haben die ganze Brauerei aufgekauft. Tanks, Kälte, Anlagen, kompletten Sud, Block und so, den haben wir hierher geschafft. Und dann kam der deutsche Bauvorzug ins Spiel und wir waren leider nicht so schnell fertig damit, wie wir wollten. Dann ist tatsächlich die ganze Location, wo wir hin wollten, in Heuchelheim ein bisschen gestorben. Dann kam aber der Zufall und das Glück wieder ins Spiel und in Berlin hat noch eine Brauerei aufgehört, dann haben wir die auch noch aufgekauft, einfach aus der Insolvenzversteigerung. Wir sind nach Berlin gefahren, haben da die zweite Brauerei, die wir jetzt mittlerweile haben, abgebaut und dann festgestellt. Das ist ja eigentlich viel praktischer, denn das passt an unseren Standort in Lahnau schon rein. Dann haben wir den jetzt ausgeräumt. Der war vorher auch schon abgenommen, da haben wir selber umgebaut. Da kam dann kein Bauvorzug zu tragen. Und jetzt bauen wir diese zweite Anlage, die eigentlich gar nicht geplant und absehbar war, tatsächlich da ein und fangen mit der an. Wir haben. Das Gute daran ist, dass wir die nächste Ausbaustufe. Die andere Anlage wäre noch mal doppelt so groß, quasi schon in der Halle stehen haben und nur noch in Betrieb nehmen müssten. Das machen wir dann vielleicht einfach nächstes Jahr, weil ich glaube, für dieses Jahr sind wir erst mal genug beschäftigt jetzt.
Sarah Kreker: Ja, das würde mich auch interessieren. Was sind so die nächsten Schritte bei euch? Wir haben jetzt ein bisschen zurück geguckt. Du hast schon gesagt Okay, größer, weiter Wachstum. Steht sonst noch was an bei Octopoi?
Florian Viereck: Ja. Also, der erste Schritt dieses Jahr war, den Biergarten aufzumachen und das selber direkt zu vermarkten. Das macht erstens am meisten Spaß und bringt einfach am meisten Ertrag. Dann war das zweite Ziel, was wir nächste Woche geschafft haben die neue Anlage, die nicht. Nicht so viel größer wie die, die wir schon hatten, aber technisch viel weiterentwickelt und gibt uns sehr viel mehr Möglichkeiten, verschiedene Produkte darin herzustellen. Und das dritte Ziel wäre für dieses Jahr, das genau so zu betreiben, wie wir uns das vorgestellt haben. Da bin ich guter Dinge, dass wir das, was die Menge betrifft und die Vielfalt der Sorten betrifft, auch schaffen. Und dann überlegen wir uns für nächstes Jahr, wie wir die nächst größere Anlage noch in Betrieb nehmen können. Das ist so, dass wir die die Richtung.
Sarah Kreker: Das Limit.
Florian Viereck: Ja, also wie gesagt, uns trägt die Leidenschaft und das einzige, was uns abhält ist entweder haben wir Keine Idee oder nicht genügend Vorstellung. Die 1000 Rückschläge, die man zwangsweise erlebt. Fängst irgendwas an und hast dann im Detail noch gar keine Ahnung von dem Thema, stellst fest. Da muss ich noch so einen Antrag für so was stellen. So, das kommt einfach die ganze Zeit, kostet dann Zeit und auch Nerven. Manchmal geht auch irgendwas schief, aber davon darf man sich immer nicht entmutigen lassen. Ich muss das immer als sportliche Herausforderung sehen, weil du irgendein Ziel umsetzen möchtest. Und wenn man das so angeht, dann ja. Hat das Ganze tatsächlich das Limit, weil du ja dir selber überlegen kannst wo möchte ich hin damit? Ja, unser Ziel ist, dass wir Ende nächsten Jahres so viel leckeres Bier hergestellt haben und so viele Leute dafür begeistert haben, dass sich das alles nach wie vor selber trägt und wir ungefähr die Hälfte mehr produzieren als dieses Jahr.
Sarah Kreker: Schöne Ziele. Fabiola Wie sieht es bei dir aus? Und Entschuldigung für den Wind. Ich guck dich einfach nicht an!
Fabiola Neizel: Ja, also, wir haben jetzt dieses Jahr ein ganz großes Ziel. Und zwar. Ja, Ich warte schon jeden Tag darauf. Ich kann es leider noch nicht so ganz konkret verkünden, aber. Ja, wir werden jetzt zeitnah. Ja in ganz Europa im Fachhandel stationär vertreten sein. Also. Bzw. Produkte für Hunde und Katzen auf Basis von Seidenraupen Mehl. Das ist jetzt der erste große Test quasi. Und da bin ich natürlich zum einen ganz gespannt, wie das dann bei den Haustierbesitzern ankommt und bei den Tieren und dann ja auch, wie dann andere Hersteller darauf reagieren. Also schon seit Jahren haben die unsere Muster in den Schubladen und sagen Ja, Tolles Produkt, aber es hat sich so noch niemand sonst so richtig raus getraut oder es lief sehr schleppend. Jetzt hoffe ich natürlich, dass dann auch die Nachfrage da wächst und wir auch in Zukunft da ja auch die Mengen steigern können und ganz viele verschiedene Produkte auf Seidenraupen Basis in den Zoo Fachgeschäften finden.
Joana Dietz: Ich sehe, da liegt ein ganz spannendes Jahr davor. Viel, viel Glück und viel Nerven dabei und wir drücken ganz fest die Daumen. Schon mal.
Fabiola Neizel: Danke schön.
Sarah Kreker: Ich habe noch eine Nachfrage. Würde ich das dann auch sehen? Weil bei dir ist ja tatsächlich so, Du produzierst ja nicht direkt Hundefutter, sondern das Du bist eine Zutat für Unternehmen, die Tierfutter herstellen. Ist dein Name aber trotzdem irgendwie vertreten oder bist du behind the scenes?
Fabiola Neizel: Also ja, gute Frage. Das ist immer wichtig zu betonen wir liefern die Zutaten an die Hersteller. Also da wird jetzt wahrscheinlich auf der Packung nicht Danke an Fabiola draufstehen.
Sarah Kreker: Schön wär's.
Fabiola Neizel: Aber es gibt tatsächlich eine Besonderheit. Also wer schon mal insektenbasiertes Futter gekauft hat, da steht meistens nicht drauf, aus welcher Insektenart das gemacht ist. Die häufigste Art ist die schwarze Soldatenfliege oder die zweithäufigste, dann der Mehlwurm, was eingesetzt wird. In den meisten Fällen schreiben die Hersteller nur drauf, also Insekten, Protein. Und bei der Seidenraupe zeichnet sich da aber ein anderer Trend ab, weil ja, kann man sich vielleicht vorstellen. Also das hat noch mal einen anderen Klang. Seide da. Assoziativ assoziieren wir ja was ganz Hochwertiges mit was ganz Edles. Und da vermuten die Hersteller eben, dass das besser kommt auf der Packung. Und dann steht auch tatsächlich in der Regel Seidenraupen auf Seidenraupen drauf oder Seidenraupen Protein, weil es eben auch so was Neues und Besonderes ist. Also wenn ihr was seht, also Hunde oder Katzenfutter mit Seidenraupe als Zutat. Dann zumindest bisher könnt ihr euch recht sicher sein, dass der Rohstoff von mir kam.
Sarah Kreker: Da ich keine Haustiere habe, werde ich es aber trotzdem machen. Also das interessiert mich jetzt.
Fabiola Neizel: Also gibt es ja auch schon den ein oder anderen Menschen, der die auch schon probiert haben. Kam mir zu Ohren.
Sarah Kreker: So weit geht die Liebe nicht.
Fabiola Neizel: Ist bisher nicht für den Menschen zugelassen. Also ich kann es nicht offiziell empfehlen.
Sarah Kreker: Und Manuel, wie es bei euch demnächst jetzt ganzjährig im ICE Board Bistro.
Manuel Süßkowsky: Das ist gar nicht so leicht, das umzusetzen. Aber wir versuchen es wirklich gerade. Einfach weil es gut ankam bei der Bahn und bei den Bahnfahrenden. Das ist auf jeden Fall ein Ziel. Aber bei uns stehen eigentlich zwei Sachen im Fokus. Das eine ist bi brutal auf die Kette bekommen das so, dass das einfach in dem Regelbetrieb vernünftig läuft, wir besser werden, effizienter werden. Es ist einfach sehr viel Engineering, so das auf die Reihe bekommen. Und das andere ist Produktentwicklung. Also ich habe hier mal so ein bisschen so unseren kleinen Blutbeutel mitgebracht, den hier, das ist im Endeffekt ein wunderschöner Nebenstrom. Netter Begriff für für brauchen wir nicht mehr und fällt an eigentlich als Abfallprodukt. Und den nutzen Gastronomen beispielsweise um Fisch zu beizen, der ist schon gereift und ist am Ende des Tages ein total hochwertiges Lebensmittel. Und da sind wir jetzt einfach dabei zu schauen, wie können wir mehr und mehr Produkte entwickeln, die aus Rohstoffen, die als Rohstoff genutzt werden können, aus unserer Produktion. Und das ist was, wo wir halt ja so ein bisschen uns auch verstehen, dass wir wirklich so eine Zero Waste Produktion, was die Lebensmittel angeht, auf die Kette bekommen.
Sarah Kreker: Das ist ja auch bei euch tatsächlich noch was Besonderes, diese regionale Wertschöpfungskette. Da wollte ich noch mal bei dir auch nachhaken. Bei euch ist auch ganz besonders das Thema regionale Wertschöpfungskette, weil du ja Zero Waste schon angesprochen hast. Aber on top wollt ihr den Schritt gehen, komplett, quasi vom Acker zur Gastronomie?
Manuel Süßkowsky: Genau. Wir arbeiten jetzt schon mit einem Landwirt aus der Wetterau zusammen, wo das Ganze für uns, wo wir quasi primär der in über Größen abnehmen. Man muss sich vorstellen, im Bioanbau hat man so 10 %, die sind zu groß, 10 %, die sind zu klein und die werden gar nicht verkauft. Die werden meistens gar nicht mit geerntet. Und eine vier Kilo Steckrübe will kein Mensch haben. Und wir nehmen die wirklich mit Kusshand, weil wir so viel Gewicht verlieren und da richtig gute große Scheiben rausbekommen. Und da gehen wir jetzt einfach dahin, dass wir mehr und mehr in den Vertragsanbau ab 2026 gehen, Einfach weil gerade zum Ende der Saison der Markt für Biosteckrüben in Deutschland, der ist schon sehr begrenzt. Also ich glaube, da sind wir wahrscheinlich der größte Käufer aktuell am Markt und das ist einfach irgendwann tricky.
Sarah Kreker: Danke. Und vielleicht noch mal, weil der Podcast wird ja auch aufgezeichnet. Es gibt auch noch Leute, die hören das und sehen nicht, was du gerade gezeigt hast. Du hast das nebenstrom genannt, für mich sieht es aus wie Rote Beete Saft. Was ist es denn genau?
Manuel Süßkowsky: Genau das ist. Im Endeffekt fällt das in der Produktion der gereiften Rote Beete mit mit an, der Saft ist aber auch schon Teil gereift. Der ist extrem dickflüssig. Der ist extrem konzentriert, der hat sich durch die Fermentation auch schon weiterentwickelt, hat einen relativ hohen Salzgehalt, das heißt ich kann ihn perfekt als bei zu nehmen. Und zum Beispiel gibt es in Frankfurt ein fünf Sterne Hotel. Die haben jetzt den Ingwer Shot morgens beim Frühstück eingestellt und da gibt es jetzt wirklich Rote Beete Shot zum Frühstück. Super cool. Ja, und da sind wir auch. Also ehrlicherweise, wir geben die Produkte. Also ich weiß ja auch nicht, was man damit macht. Also ja, es ist jetzt nicht meine Expertise. Deswegen gucken wir immer nach Gastronomen, die relativ experimentierfreudig sind und sagen Hey, pass auf, das ist das, was wir haben, hier, probier mal aus und da kommen einfach so coole Sachen hin, weil wir auch merken, wir können nicht alles und ganz vieles können wir nicht. Wir versuchen uns darauf zu spezialisieren, die Verfahren zu entwickeln, das Ganze zu produzieren. Und das sind einfach Sachen, die dann später in der Anwendung wirklich einfach durch kreative Gastronomen dann auch die Wertschätzung bekommen.
Florian Viereck: Also mit Rote Beete Saft, vor allen Dingen wenn er fermentiert und weiterentwickelt ist. Wie du gesagt hast, Bier zu machen ist definitiv eine Option. Falls du noch eine gute Idee brauchst. Das machen wir. Wir machen ja so Sondersorten und unter anderem Im Herbst gibt es so ein rotes Bier, wo Rote Beete drin sein soll, ist zumindest noch in meinem Kopf in der Idee. Und wenn der gut schmeckt und das zusammenpasst, dann ist das auf jeden Fall eine Verwendung dafür.
Manuel Süßkowsky: Ja, also super, gerne. Wir haben einiges noch auf Lager, also es fällt einfach an und wir sind. Wir sind super froh, wenn es am Ende des Tages auch upgecycled werden kann, weil am Ende des Tages. Wir haben das jahrelang weggeschüttet oder jetzt die ganze Zeit. Und wir schaffen es jetzt einfach daraus ein hochwertiges Lebensmittel zu machen. Und je mehr man es weiter veredeln kann und verarbeiten kann, desto besser ist es am Ende des Tages.
Florian Viereck: Ja.
Manuel Süßkowsky: Gerne.
Florian Viereck: Das ist der spannende Gedanke an der Sache, dass man das. Da steckt immer noch viel Potenzial drin. Nur weil man vielleicht noch einen Verarbeitungsschritt da reinstecken muss. Ich würde sagen, wir schwätzen noch mal drüber.
Joana Dietz: Was ein herrliches Beispiel, wie wichtig es ist zu reden. Ich würde auch sagen, dass das, was hier in der Region einfach gut funktioniert. Danke für dieses Praxisbeispiel. Jetzt habt ihr schon ganz viel zwischendurch davon erzählt, was so ein bisschen in Richtung Tipps geht. Und wir haben gedacht, ihr seid ja jetzt schon so gestandene Gründerinnen und habt bestimmt schon einiges erlebt und könnt ja vielleicht den Zuhörern und auch vielleicht den Leuten hier so kurze Tipps geben, was man vielleicht am Anfang Was hätte euch geholfen, was man euch am Anfang als Tipp gegeben hätte? Nur so eine. So ein kurzer Satz dazu.
Florian Viereck: Dass man die Idee, die man hat, von der muss man überzeugt sind. Und man darf sich auf gar keinen Fall durch Rückschläge davon abbringen lassen. Man muss Durchhaltevermögen aufbringen können und wenn man meint, man hat es nicht mehr, dann muss man es neu finden, weil die Wenn man selber aufgibt, dann hat man ja, dann kommt man gar nicht erst dahin, wo man hin möchte. Das fand ich tatsächlich das Schwierigste, weil man auch manchmal so Rückschläge erlebt. Die sind groß und so massiv und man hat keine gute Idee auf einmal, wie man damit noch umgehen kann. Und dann trifft man jemanden und kommt doch wieder aufs Fahrrad drauf, sozusagen. Das ist das Allerwichtigste. Alles andere so technische Probleme oder wo kriege ich Finanzierungen her usw das ist immer irgendwie lösbar. Aber wenn man das man selbst. Seine eigene Motivation muss man haben, die schenkt einem nämlich keiner, Die kann man auch nirgendwo anders herkriegen.
Fabiola Neizel: Ja, das kann ich nur so unterschreiben. Was ich mir oft am Anfang noch dachte Es ist super wichtig ehrliches Feedback zu bekommen. Das kann auch mal wehtun. Aber es bringt einen halt nichts, wenn man lauter Experten entgegensteht. Die sagen Ja, ja, super toll, mach mal! Und sich aber denken ja, was ein Scheiß kann eh nicht funktionieren. Und das also habe ich erlebt. Das sehe ich auch oft bei anderen, dass Sie waren aus Bequemlichkeit irgendwie kein ehrliches Feedback gibt. Aber das bringt einen ja weiter. Und ich kann selber sagen Ja, was nützt es einem, wenn einem wirkliche Experten in dem Feld sagen Ja toll, mach mal! Und man denkt ja, dieser Experte, diese Expertin hat mich darin bestärkt. Ich stecke da jetzt ganz viel Zeit, Geld und Energie rein. Und nachher sagt die Person aber hinter vorgehaltener Hand Haha, ja, kann ja eh gar nicht funktionieren, weil ABC. Aber ich wollte jetzt nicht so gemein sein oder so! Ja, danke. Wenn ich das dann drei Monate später oder drei Jahre später auch rausgefunden habe, hättest du mir auch gleich sagen können Du hast doch damals gesagt Super, mach mal! Also von dem her, es ist viel mehr wert, ein ehrliches Feedback zu haben, wo auch einem vielleicht mal eine Schwierigkeit aufgezeigt wird. Aber die weiß man dann. Und entweder man findet dann heraus, da finden wir einen Workaround. Das können wir lösen. Oder wir müssen vielleicht unsere Idee so anpassen, dass wir gar nicht erst da auf die Schnauze fliegen müssen. Ja, also da wirklich nach offenem Feedback fragen und nicht nur das, was man vielleicht in dem Moment hören will.
Joana Dietz: Ja, und ich glaube, das ist eine ganz große Hürde. Ich bin ja auch in der Gründungsberatung tätig, an der JLU Gießen. Und wir haben immer, wenn die zur ersten Beratung kommen und wir so fragen wie war es denn so mit der Idee und habt ihr schon Feedback? Dann ist die meiste Antwort ja und nur Gutes. Und habt ihr gefragt Freunde und Familie und natürlich Freunde und Familie. Ganz wichtig. Aber man muss rausgehen und man muss halt auch mal das Risiko eingehen, dass dann vielleicht nicht nur das sehr gute Feedback rüberkommt, weil das ist ja das, woran man lernt und wo man auch noch was verbessern kann. Weil ich glaube, keine Idee ist von Anfang an perfekt und meistens ist das, was dann hinten als Produkt rauskommt, ja eh noch mal was anderes.
Fabiola Neizel: Absolut.
Joana Dietz: Na.
Manuel Süßkowsky: Das wird jetzt auch so ein bisschen in die Richtung gehen. Ich weiß nicht, ob es dem fast sogar ein bisschen widerspricht. Also das, was für uns richtig gut funktioniert, ist ganz viele Ratschläge ignorieren, weil jeder hat ja irgendwie eine Meinung zu was? Ja und je mehr man darauf hört, desto weich gewaschener wird was. Und ich habe das Gefühl, es gibt so viele Lösungen da draußen, so viele Produkte, so viele coole Sachen auch Und heutzutage irgendwas zu machen, was auch wirklich funktioniert, dafür muss das halt schon echt unique irgendwie sein. Und wenn das so ein weich gewaschener Kram ist, ist es halt immer mittelmäßig und das kann nichts werden, was so richtig gut wird. Und ich glaube, das ist halt heutzutage so die Schwierigkeit, gerade wenn man was innovatives und Neues machen will. Das was es halt noch nicht gibt, finden Leute erstmal irgendwie scheiße. So, und da haben die irgendwie Zweifel. Die haben Ideen, die würden irgendwas anders machen. Aber ich habe ganz häufig das Gefühl, dass die Leute, die richtig coole Sachen umgesetzt haben, die man draußen sieht. Die haben einfach Augenklappen gehabt, Super viel ignoriert und einfach krass ihr Ding durchgezogen. Und das ist halt so ein bisschen die Schwierigkeit, irgendwie die Balance zu schaffen. Auf der einen Seite die Ratschläge anzunehmen und einfach die 99 % auszublenden.
Joana Dietz: Ja, wahrscheinlich ist es. Wahrscheinlich ist es die Mitte einfach, die man irgendwie für sich herausfinden muss. Aber ja, es ist. Wir sind auch dafür da, um unterschiedliche Meinungen zu hören.
Sarah Kreker: Danke auch von mir. Danke für die Tipps. Ich hoffe, Leute haben sich heute inspiriert gefühlt, vielleicht auch mal eigene Ideen zu verfolgen oder Ideen, die sie eh schon haben, jetzt mal wirklich anzugehen. Wir kommen jetzt auch schon zum Schluss. Und jetzt mal Gründung beiseite. Wir sind ja auch auf einem Musikfestival. Mich würde mal interessieren, nehmt ihr jetzt das Musikprogramm heute mit oder wie sehen eure weiteren Pläne für den Nachmittag aus?
Manuel Süßkowsky: Also ich starte mit Berg um 19:00. Hab da richtig Bock drauf und ich glaube, danach ist Kasi ich vorhin mal reingehört. Hatte ich es noch nicht komplett auf dem Schirm. Habe ich doch gemerkt. Ein paar Songs waren schon in den Favoriten, ohne dass ich wusste. Also von daher, da habe ich richtig Bock. Ich hoffe, dass ich schnell aus der Produktion komme.
Fabiola Neizel: Ja, ich bin ganz bezaubert hier schon von dem Ambiente, seit ich hierher gekommen bin. Also richtig toll, richtig schön hier. Und ja, ich freue mich, da gleich noch mehr in das Flair einzutauchen.
Florian Viereck: Mir geht es leider auch wie dir. Ich muss noch 33 Probleme gefühlt heute lösen und dann noch ein bisschen Zeit reinstecken. Aber dann habe ich heute Abend hoffentlich Zeit, auch wieder hierher zu kommen. Das ist mein Tagesziel heute.
Sarah Kreker: Das ist doch schön, dass dann auch noch mal eine Einladung für alle. Ähm, ja, auch Kontakt aufzunehmen, sag ich jetzt einfach mal! Ich weiß, ihr wollt Musik hören, aber man könnte ja vielleicht auch kurz mal Hallo und in den Austausch gehen. Genau. Und damit auch schon vielen, vielen herzlichen Dank, dass ihr heute hier wart. Auch mit euren Produkten, mit eurer Geschichte, den Anekdoten. Und ich finde, es hat noch mal schön aufgezeigt, wie vielfältig, auch wenn ihr alle aus der Lebensmittelbranche im weitesten Sinne kommt, aber wie vielfältig die Ideen da sind, die Produktion, aber auch die Schnittstellen, Also Rote Beete, Saft im Bier unter anderem. Und dann auch noch mal vielen Dank an okay Kid und Jonas, der die einleitenden Worte gesprochen hat. Das überhaupt das Thema Gründung hier auf der Bühne sein kann, ist bestimmt nicht bei jedem hier auf Platz eins gewesen, im Time Table zum Podcast zu kommen. Aber herzlichen Dank, dass ihr heute da seid. Und genau, es hat sehr viel Spaß gemacht und auch Danke an Jens und das Regionalmanagement Mittelhessen und seinem Founders Hub Mittelhessen, die diese Podcast Kooperation mit uns Start up auch möglich gemacht haben. Eine Premiere war das heute und ich finde man hätte mit jedem von euch auch noch mal einzeln sprechen können. Also vielleicht gibt es da ja auch eine Spin Off Möglichkeit. Und ansonsten wünschen wir allen Gästen vor Ort. Noch ein tolles Wochenende hier auf dem Stadt ohne Meer Festival. Wir beide werden auch unser Bändchen ausnutzen und Musik genießen. Und genau, Ich wollte auch noch mal einen Zuhörerinnen an den sogenannten Empfangsgeräten, ob jetzt im Homeoffice oder ich mache auch gerne mal die Waschmaschine dabei auf und zu. Die, die da den Podcast hören auch euch noch eine schöne Zeit und auf bald. Auf Wiedersehen. Johanna, möchtest du noch einen Rausschmeißer allein machen?
Joana Dietz: Sehr gerne. Ich möchte vor allem auch noch mal Danke sagen und ich möchte an alle noch einen schönen Tag richten, ob hier vor Ort oder an die Zuhörerinnen. Und bitte schaut noch mal vorbei, was das Regionalmanagement so macht, was es für Angebote in der Region gibt. Weil Unterstützung ist KE und Tipps untereinander glaube ich auch. Vielen Dank.